Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Wohnen in Nechlin

Nechlin gehört zu den wenigen Orten in der nördlichen Uckermark ohne Leerstand. Dazu trägt auch der Komfort im 2009 sanierten Schnitterhaus bei, welche durch den solaren Umbau und gute Dämmung kaum Energie benötigt - und das wenige an Energie kommt auch noch aus dem Dorf, so das niedrige Energiekosten dauerhaft sicher sind.

Das Gebäude verfügt über eine grosse Vierraumwohnung und eine Zweiraumwohnung, jeweils mit Wohnküche, weiterhin über drei Zweiraum- und zwei Einraumwohnungen - alles mit Küche  und Bad.

Von der Schnitterkaserne zum solaren Schnitterhaus

(von Ute Müller)

„Schnitter“ oder auch „Mäher“ wurden einst die Saisonarbeiter  bei der Getreideernte genannt. Die Getreideernte mit der Sichel, das Garbenbinden und das Dreschen erforderten sehr viel Handarbeit. Der Schnitter zog  also mit seinem Hauptwerkzeug, der Sense, im Sommer von Bauer zu Bauer und bot seine Dienste an, wobei ihm das zeitlich unterschiedliche Reifen der Felder zugutekam.  Der Beruf des Schnitters war, wie alle „fahrenden“ Berufe, stets mit Faszination behaftet, auf der anderen Seite standen die Schnitter als „Vagabunden“ gesellschaftlich auf sehr niedriger Stufe.  Für diese Wanderarbeiter wurden kasernenartige Unterkünfte gebaut.Eine solche Unterkunft war auch die Schnitterkaserne in Nechlin, in der die Saisonarbeiter des Gutes untergebracht waren.

Schnitterkaserne 1940Schnitterkaserne 1940Im Zuge der Bodenreform wurden 1946 die Gutseigentümer enteignet und das Gebäude geteilt. Der linke Teil wurde der Gemeinde zur Nutzung überlassen, der rechte Teil gehörte der Familie Rose.  Hier wohnten nun vor allem Umsiedler und Landarbeiter der LPG. Nach 1945 war hier auch BHG, die Bäuerliche Handelsgenossenschaft, untergebracht, bevor sie in das Gutshaus zog.  

Maiwagen vor der Schnitterkaserne (etwa 1970)Maiwagen vor der Schnitterkaserne (etwa 1970)In den Jahren 1973-1977 wurde das alte Gebäude auf typisch sozialistische Weise saniert und der  Charakter des Hauses verändert. Sicher war dies damals  ein großer Fortschritt, denn das vorher im Wesentlichen im Sommer genutzte  Gebäude musste „winterdicht“ gemacht werden. So wurden nun festschließende Fenster,  Zentralheizungen und Bäder eingebaut, was geradezu ein Luxus war.

Umbau 1973Umbau 1973Im Jahre 1985 wurde im östlichen Anbau eine Kinderkrippe eingerichtet. Erika Rebenstock erinnert sich:

„In den 3 Räumen wurden bis zu 17 Kinder betreut, meist Krippenkinder, aber nach Schließung des Kindergartens im Gutshaus auch größere Kinder. Auf dem Hof wurde ein Teil des alten Stalles abgerissen und ein Spielplatz angelegt. Die Wand des Stalles wurde von den Erzieherinnen mit Bildern gestaltet, Reste sind dort noch heute zu sehen. Zuerst arbeiteten Monika Weiden als Leiterin sowie Erika Rebenstock und Martina Wenzel dort. Als Monika Weiden nach einem Jahr ausschied, übernahm Erika Rebenstock die Leitung. Simone Radloff sorgte für leckeres Essen in der Küche  und Ines Blankenburg für blitzsaubere Räume. Da die Wäsche auch vor Ort gewaschen wurde, diente die Waschküche der ehemaligen Bewohnerin Frau Rose als Trockenraum. Als Simone Radloff und Ines Blankenburg nach der Geburt ihrer Kinder ausschieden, wurde Carola Geschwendner  aus Nieden als Aushilfe eingestellt. Nach der Wende wurde die Kinderkrippe in eine Kindertagesstätte umbenannt und auch Kinder aus Brietzig aufgenommen. Bis zur Schließung 1994 mussten die beiden Erzieherinnen, Martina Wenzel und Erika Rebenstock, alle Arbeiten alleine verrichten, da aus Kostengründen keine Köchin und keine Reinigungskraft mehr eingestellt waren.“

Nach dem Auszug der Kinderkrippe haben dort verschiedene auswärtige Mieter gewohnt, die offenbar nicht viel von Ordnung und Sauberkeit hielten. So entschlossen wir uns 2008, das Heft in die Hand zu nehmen. Zunächst kauften wir die östliche Haushälfte, bis wir schließlich 2009 auch den anderen Teil von der Gemeinde übernahmen. Der Weg war frei für eine grundlegende Sanierung des Gebäudes. Was sich zunächst einfach anhörte, war dann doch schwieriger als gedacht, denn die marode Bausubstanz erlaubte es nicht, die vorhandenen Mieter, meist betagte  Rentner, während der Umbauarbeiten im Gebäude zu belassen. Wir sind Elli Buk und Peter Wenzel sehr dankbar, dass sie sich darauf einließen, etwa ein halbes Jahr in einem Wohncontainer zu campieren. Doch das interessante Baugeschehen gab´s dafür gratis, direkt vor ihrer Nase.  

 

Wohnungsangebot

2 Einraumwohnungen als Ferienwohnung buchbar hier.

2012 im Frühling2012 im Frühling

 

 

 

 

 

 

 

 

 

TreppenaufgangTreppenaufgangBadBad

Solarer Umbau 2009

Das Gebäude in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, war natürlich nicht möglich. Die Fassade war durch Betonträger völlig verdorben,  die alten Mauern zu dünn und im schlechten Zustand. 

2008 Umbau2008 UmbauWir  entschlossen uns daher, ein Gebäude zu schaffen, welches einerseits zum Speicher nebenan passt und andererseits kaum Energie verbraucht. Die Fassade erhielt eine 20 cm dicke gedämmte Außenhaut, so dass kaum Heizkosten anfallen. Die Dachkonstruktion inklusive Solaranlage übernahmen wir vom Speicher. Astrid Schneider, eine befreundete Architektin, die sich mit Solararchitektur bereits einen Namen gemacht hatte, brachte weitere Ideen ein. Die kleinen solaren Vordächer,die im Sommer kühlen Schatten spenden, sind eine Seltenheit.  Und einmalig dürften die solaren Fensterläden sein, die 2014 folgen. Hier gab es mehrere knifflige Probleme zu lösen, um Beweglichkeit und Statik in Einklang zu bringen.

Maibaumfest 2011Maibaumfest 2011Das Gebäude wurde außerdem als eines der ersten Gebäude in Nechlin an das Nahwärmenetz angeschlossen und bezieht seine wenige Heizwärme, ca. 30.000 kWh jährlich, aus Sonne und Holz. Die Solaranlage auf dem Dach erzeugt mit ca. 12.000 kWh soviel Strom, wie im Gebäude verbraucht wird.

2010 im winter2010 im winterSchon als wir den Speicher sanierten, haben wir immer wieder Leute getroffen, die sich für die Bautätigkeiten insbesondere die Solaranlagen und Windmühlen interessierten. Außerdem kamen mehr und mehr Radfahrer auf dem Radfernweg Berlin-Usedom entlang, die auf der Suche nach Speise & Trank oder einem Bett in Nechlin Station machen wollten.  Wir entschlossen uns daher, ein kleines Lokal im Gebäude einzurichten, das wir wegen seiner Nähe zum Speicher „Cafe zum Speicher“ nannten.  Werner & Monika Majewski, die direkt nebenan wohnen, betrieben es anfangs. Doch Werner erlag dann doch wenige Wochen später seinem Krebsleiden.Dies war zunächst das Aus.

Das Café stand über ein Jahr leer. Wie sollten wir  Pächter finden, wenn sich solch ein Cafe nur für Betreiber lohnen kann, die unmittelbar vor Ort wohnen? Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie erleichtert wir waren, als plötzlich Andreas Krieser (geb. Wenzel), ein junger „Ur-Nechliner“,  auf uns zukam, um einen Neuanfang zu wagen.

Am 1. Mai 2011 starteten dann Andreas & Marko Krieser mit Fleiß und kreativen Ideen. Schnell war das Cafe zu klein, der Speicher viele Wochenenden für private Feiern ausgebucht, und wir standen erneut vor einer Herausforderung: Wir brauchen Übernachtungsangebote. Doch das ist wieder eine andere Geschichte. Inzwischen ist das Café in die Alte Brennerei umgezogen und die Räumlichkeit wird als Wohnung genutzt.

Die alte Schnitterkaserne ist nun keine Kaserne mit Massenunterkünften mehr, sondern ein richtiges Haus mit dauerhaften Mietern. Daher verdiente es einen neuen Namen, und wir haben es in Schnitterhaus umgetauft.